cen04-2018

                                     Constitutional
                                       Economics
                                        Network

                                    Working Paper
                                        Series
                                  ISSN No. 2193-7214

                                       CEN Paper
                                       No. 04-2018




        Experimentelles Design zur Untersuchung der
        Auswirkungen von fiskalpolitischen Instrumenten
          auf nachhaltige Kaufentscheidungen im
              Leuchtmittelmarkt*

                      Julian Hübner* *

         * Developed first as a Master Thesis at the Department of Economic Policy &
                     Constitutional Economic Theory.
           ** Department of Economic Policy & Constitutional Economic Theory,
                     University of Freiburg, Germany.
                 E-Mail: julian.huebner@vwl.uni-freiburg.de




                       March 13th. 2018
University of Freiburg
Institute for Economic Research
Department of Economic Policy and Constitutional Economic Theory
Platz der Alten Synagoge / KG II D-79085 Freiburg
www.wipo.uni-freiburg.de

                                            i
Entstanden im Rahmen der Projektzusammenarbeit mit dem Leistungszentrum
Nachhaltigkeit und den Partnern des Projekts „Sustainable LED Lighting -
Technologische Herausforderungen, Marktzugangshürden und politische Akzeptanz
(SusLight)“.
1. Einleitung

Im Zuge der öffentlichen Diskussion über den Klimawandel nimmt die Umweltpolitik einen
wichtigen Stand ein.

Nach einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage des Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit nannten im Jahr 2016 21% der Befragten
Umweltschutz als eines der wichtigsten Probleme des Landes. Nur Migration und
Sicherheit wurden öfter genannt1. Dies verdeutlicht, dass auch bei den Bürgern die
Thematik mittlerweile einen hohen Stellenwert besitzt.

66% der Befragten gaben zudem an, dass ihrer Meinung nach die Bundesregierung nicht
genug/eher nicht genug für Umwelt- und Klimaschutz tut. Der Wunsch nach einer
größeren Rolle der Umweltpolitik manifestiert sich in diesem Wert. Der Staat soll sich
demnach mehr in die Thematik einbringen. 84% der Befragten erachten beispielsweise
eine höhere Besteuerung von besonders klimaschädlichen Produkten als wichtig/eher
wichtig. Damit zeigt sich, dass fiskalpolitische Instrumente, sofern sie richtig eingesetzt
werden, akzeptiert werden.

Ein wichtiger Punkt beim Thema Umweltschutz sind notwendige Energieeinsparungen, um
   -Emissionen  zu  verringern2.  Diese   Arbeit  fokussiert  sich  dabei  auf  den
Leuchtmittelsektor.   2014   lag  der   Anteil,   den  Beleuchtung     am  gesamten
Endenergieverbrauch ausmachte, in Deutschland bei etwa 16%3. Während sich der
Stromverbrauch privater Haushalte in der Zeit zwischen 2005 und 2013 verringerte, stieg
der Anteil, den Beleuchtung am Endenergieverbrauch privater Haushalte ausmacht, an4.
Vor diesem Hintergrund und der Verordnung 244/2009 der Kommission, durch die
innerhalb der EU Richtlinien und Ökodesign-Anforderungen für Leuchtmittel geschaffen
wurden, durch die klassische Glühbirnen und weitere energieineffiziente Leuchtmittel in
mehreren Stufen verboten wurden5, gewinnen energieeffiziente Leuchtmittel zunehmend
an Relevanz.




 1 Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (2017).
 2 Vgl. Spence et al. (2014), S. 17ff.
 3 Vgl. Leuser et al. (2016), S. 2.
 4 Vgl. Statistisches Bundesamt (Destatis) und Umweltbundesamt (2015), S. 33f.
 5 Vgl. Amtsblatt der Europäischen Union (2009)

                                                   1
Im Rahmen des Projekts „Sustainable LED Lighting – Technologische Herausforderungen,
Marktzugangshürden      und   politische   Akzeptanz“    arbeitet    die  Abteilung  für
Wirtschaftspolitik und Ordnungstheorie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg unter
der Leitung von Prof. Dr. Neumärker seit 2015 mit Partnern aus Forschung und Technik
daran, Entwicklung und Konsum von LED-Leuchtmitteln zu fördern6. Die vorliegende
Arbeit liefert die Grundlagen einer experimentellen Testung der Auswirkungen
verschiedener staatlicher Instrumente auf das Konsumverhalten und soll somit einen
Beitrag zur Förderung nachhaltiger Leuchtmittel leisten. Ziel ist es, eine geeignete Strategie
zu finden, mit welcher politische Entscheidungsträger mithilfe von Steuern und
Subventionen den Marktanteil energieeffizienter Leuchtmittel erhöhen können, ohne dabei
ineffiziente Leuchtmittel zu verbieten. Dabei sollen im Rahmen des Experiments die
Effekte, die staatlich herbeigeführte Relativpreisänderungen hervorrufen, untersucht
werden.

Im folgenden Kapitel werden die theoretischen Grundlagen des Experiments dargestellt.
Dabei werden zunächst allgemeine Annahmen, die für das Experiment getroffen wurden,
erläutert und danach auf die Hintergründe der verschiedenen Strategien, die für das
Experiment modelliert wurden, eingegangen.

Kapitel 3 zeigt im Anschluss den Aufbau des Experiments. Hierbei wird darauf
eingegangen, wie sich das Experiment den Teilnehmern darstellte und was während der
Durchführung im Hintergrund passierte. Jedes Treatment wird dazu einzeln erläutert und
von den anderen abgegrenzt.

Die Arbeit schließt in Kapitel 4 mit dem Fazit und einem Ausblick zur Durchführung des
vorgestellten Experiments.



2. Theoretische Grundlagen

Der Grundgedanke hinter dem Experiment ist die Herausarbeitung einer optimalen
Strategie für den Staat, um mit Hilfe der zur Verfügung stehenden fiskalpolitischen
Instrumente die Konsumenten zum Kauf von umweltfreundlichen Leuchtmitteln
anzustoßen. Damit soll eine Alternative zum strikten Glühbirnen-Bann entwickelt werden,

 6  Vgl. Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Abteilung für Wirtschaftspolitik und
   Ordnungstheorie
                                                     2
die eine höhere Akzeptanz bei der Bevölkerung hervorruft. Der Staat soll dabei auf die
klassischen Systeme der Besteuerung und der Subventionierung zurückgreifen. Diese
Ansätze wurden im vorliegenden Experiment um eine Mischform erweitert, bei der die
Besteuerung    der   ineffizienteren  Güter  die  Subvention  der  umweltfreundlichen
Leuchtmittel finanziert. Als Maßstab für den Erfolg dieser Instrumente gilt das
Kontrolltreatment, in welchem kein staatlicher Eingriff stattfindet.

Innerhalb des Experiments werden die Teilnehmer über mehrere Runden vor
Kaufentscheidungen gestellt, wobei nicht aufgedeckt wird um welche Güter es sich handelt.
Zur Auswahl stehen dabei drei Optionen: Gut A, welches die preislichen und qualitativen
Eigenschaften einer Glühbirne aufweist, Gut B, welches eine Halogen-Leuchte symbolisiert
und Gut C, welches für eine energieeffiziente LED steht. Im weiteren Verlauf der Arbeit
wird der Gedanke hinter der Verschleierung der Güter dargelegt.

Im Folgenden werden zunächst die Annahmen, die für das Experiment getroffen wurden,
aufbereitet und anschließend die theoretischen Hintergründe der staatlichen Maßnahmen
erläutert und deren Anwendung innerhalb des Experiments geschildert.



2.1 Annahmen im Rahmen des Experiments

Um eine Vergleichbarkeit von Glühbirnen, Halogenen und LED-Lampen zu gewährleisten
wird davon ausgegangen, dass diese Güter für den Konsumenten perfekte Substitute
darstellen, die sich nur in Preis und Qualität voneinander unterscheiden. Hierbei wird
Kelvin Lancasters „New Approach to Consumer Theory“ zugrunde gelegt. Nach diesem sind
es nicht die Güter selbst, welche dem Konsumenten Nutzen stiften, sondern ihre
intrinsischen Eigenschaften und Charakteristika; das Gut dient dem Konsumenten als
Instrument zur Erreichung des Nutzens. Dabei haben Güter mehr als eine Eigenschaft und
verschiedene Eigenschaften sind nicht nur einem Gut zuzuordnen, sondern können bei
mehreren Gütern vorhanden sein7. Es wird daher angenommen, dass die Leuchtmittel zwar
verschiedene Güter darstellen, die wichtigen Eigenschaften und Charakteristika, die die
Kaufentscheidung treiben, allerdings übereinstimmen.




 7  Vgl. Lancaster (1966), S. 133f.
                                                3
Um der Substitutsannahme gerecht zu werden wurde deswegen bei der Bildung der
Durchschnittspreise darauf geachtet, dass die betrachteten Leuchtmittel die gleiche
Fassung haben, also alle in einer Lampe mit einem E27-Sockel verwendet werden können.
Somit kann ein möglicher Bias umgangen werden, bei dem in der Realität der Kauf einer
LED zusätzliche Mehrkosten durch die Notwenigkeit der Anschaffung einer neuen Lampe
mit sich bringen könnte.

Darüber hinaus stellt die Lichtfarbe eine Charakteristik dar, die die Kaufentscheidung
beeinflussen kann8. Um auch hier eine Vergleichbarkeit zu gewähren wird angenommen,
dass sich die Lichtfarbe der Leuchtmittel nicht unterscheidet. Das für Wohnraum gern
genutzte „warmweiße“ Licht, welches von klassischen Glühlampen abgegeben wird, liegt
im Bereich von 2700-3500 Kelvin. Moderne LED-Lampen können diese Farbtemperatur
ebenfalls abgeben und unterscheiden sich somit in dieser Hinsicht auf Konsumentenseite
nicht von Glühbirnen und Halogenen9.

Ebenfalls wurden die in der Realität jährlich anfallenden, verschieden hohe Stromkosten
im Experiment nicht einbezogen. Somit existieren für die Leuchtmittel keine
unterschiedlichen laufenden Kosten über die Anschaffungskosten hinaus. Der Fokus liegt
dadurch nur auf der Kaufentscheidung in der jeweiligen Periode bei gegebener politischer
Umwelt.

Innerhalb des Experiments sollten die Teilnehmer mit einem erspielten Budget und einem
Rundeneinkommen haushalten. Ihr Startbudget konnte dabei maximal eine Höhe von 6,30
erreichen10. In der Realität haben Inpiduen beim Leuchtmittelkauf meist ein höheres
Budget, wenn man den Kontostand dabei zugrunde legt. Da innerhalb des Experiments
aber keine anderen Güter gekauft werden mussten und sonstige Kosten wie beispielsweise
Miete nicht in das verfügbare Budget einflossen, wurde hier von Richard Thalers Ansatz
des „Mental Accounting“ ausgegangen. Nach diesem teilen Konsumenten ihr verfügbares
Budget in verschiedene fiktive Konten ein, die bestimmen Zwecken zugeordnet sind11. Das
im Experiment verfügbare Budget stellt somit nur einen Teil des Gesamtbudgets eines
Inpiduums dar, und zwar das Konto für Leuchtmittel. Es wird angenommen, dass nur das
auf diesem Konto verfügbare Geld in Leuchtmittel investiert wird und das restliche Budget

 8 Vgl. z.B. Schleich et al., S. 37.
 9 Vgl. Behar-Cohen et al., S. 241.
 10 Sh. Kapitel 3
 11 Vgl. Thaler (1985), S. 199ff.

                                            4
davon unberührt bleibt. Des Weiteren wird vereinfachend angenommen, dass beim
Leuchtmittelkauf keine Transaktionskosten entstehen.

Unter den genannten Annahmen können die Leuchtmittel auch unter Unwissenheit der
Teilnehmer über das zugrunde liegende Produkt verglichen werden. Die Charakteristika
und Eigenschaften werden als gleich behandelt und sollten die Kaufentscheidung nicht
beeinflussen. Somit sollte das Wissen über die Güter, sprich die Aufdeckung, dass es sich
um Leuchtmittel handelt, die Kaufentscheidung nur anhand persönlicher Präferenzen
beeinflussen, nicht jedoch in Bezug auf den wahrgenommenen Nutzen. Es sollten also nur
die verschiedenen Preise in den Treatments ausschlaggebend für die abgesetzten Mengen
der Leuchtmittel sein.

Unter den genannten Annahmen würden rationale Inpiduen in den Treatments, in denen
die Preise zugunsten der nachhaltigen LED verzerrt werden, diese vermehrt kaufen. Dabei
gilt zu beachten, dass im Rahmen des Experiments die relevanten Informationen kostenfrei
übermittelt werden und von darüber hinaus gehenden Eigenschaften, die in der Realität für
einzelne Konsumenten ausschlaggebend sein könnten, abstrahiert wird. Während wir
daher davon ausgehen, dass innerhalb des Experiments die Kaufentscheidung anhand
rationaler Überlegungen getätigt wird, muss festgehalten werden, dass eine reale
Implementierung der Experimentalergebnisse nicht zwingend zu gleichen Resultaten
führen würde.

Ausgangspunkt für die Ausarbeitung der Treatments mit staatlichen Eingriffen war die
Theorie, dass eine Änderung der Relativpreise von Gütern mit niedrigerer und höherer
Qualität dazu führt, dass Güter mit höherer Qualität mehr nachgefragt werden. Dies geht
zurück auf den Alchian-Allen-Effekt.

Der Alchian-Allen-Effekt stammt aus dem 1964 erschienenen Buch „University Economics“.
Darin argumentieren die Autoren anhand von Trauben aus Kalifornien mit zwei
Ausprägungen, höherer und niedrigerer Qualität, dass in New York mehr Trauben von
höherer Qualität nachgefragt werden als in Kalifornien, wenn die Transportkosten für
beide Qualitätsausprägungen gleich hoch sind und somit denselben Preisaufschlag in New
York verursachen.

Angenommen, in Kalifornien kostet ein Pfund Trauben von höherer Qualität 10 Cent und
ein Pfund Trauben von niedrigerer Qualität 5 Cent, so bekommt ein Konsument in
                                       5
Kalifornien zwei Pfund Trauben mit niedrigerer Qualität zum gleichen Preis wie ein Pfund
Trauben von höherer Qualität. Wenn die Transportkosten nach New York nun fünf Cent
pro Pfund betragen, so kosten ein Pfund Trauben dort 15 Cent für höhere Qualität und 10
Cent für niedrigere Qualität; ein Konsument in Kaliforniern bekommt daher nur 1,5 Pfund
Trauben niedriger Qualität zum gleichen Preis wie ein Pfund Trauben höherer Qualität. Der
Relativpreis für Trauben höherer Qualität ist in New York damit 1,5 und somit geringer als
in Kalifornien, wo der Relativpreis 2 beträgt. Aus diesem Grund werden in New York mehr
Trauben höherer Qualität gekauft als in Kalifornien12.

Die Änderungen der Relativpreise wurden durch Steuern und Subventionen in die
Treatments implementiert. In den folgenden Sektionen werden die zugrunde liegenden
Theorien der drei Treatments mit staatlichen Eingriffen dargelegt.



2.2 Besteuerung zur Förderung nachhaltiger Güter

Wie im vorigen Abschnitt beschrieben sorgen nach Alchian und Allen gleiche anfallende
Transportkosten auf Güter verschiedener Qualität dafür, dass der Relativpreises der Güter
mit höherer Qualität fällt und diese somit vermehrt nachgefragt werden.

John Umbeck greift den Ansatz von Alchian und Allen auf und argumentiert, dass anstelle
von Transportkosten auch eine Stücksteuer diesen Effekt auslösen kann 13. Die
Auswirkungen einer solchen Stücksteuer wurden bereits 1976 von Barzel analysiert.

Barzel setzt Lancasters Ansatz voraus, dass jedes Gut aus einem Set verschiedener
Charakteristika zusammengesetzt ist. Dabei wird nur ein Teil dieser Charakteristika
besteuert, die restlichen bleiben von der Stücksteuer unberührt. Dies führt dazu dass, um
das Gleichgewicht von Grenzkosten und Grenznutzen aufrecht zu erhalten, die Anzahl der
besteuerten Eigenschaften zurückgeht, während die Anzahl der nicht besteuerten
Eigenschaften ansteigt. Letztere sind die Charakteristika, die die Qualität des Gutes
definieren, die besteuerten Eigenschaften hingegen sind jene, die das Gut an sich
definieren. Quantität wird somit durch Qualität substituiert14.



 12 Vgl. Alchian und Allen (1964), S. 70f.
 13 Vgl. Umbeck (1980), S. 203ff.
 14 Vgl. Barzel (1976), S. 1179ff.

                                            6
Auf Leuchtmittel bezogen stellt die zentrale besteuerte Eigenschaft die Bereitstellung von
Licht dar, die nicht besteuerten Charakteristika können beispielsweise als Brenndauer oder
Stromverbrauch interpretiert werden. Da Stromverbrauch im Rahmen des Experiments
wie oben erwähnt nicht einbezogen wird, kann Barzels weiterer Argumentation gefolgt
werden.  Barzel    wendet    seinen   Ansatz auf Leuchtmittel  an,  indem er als
Qualitätsausprägung vereinfacht nur die Brenndauer betrachtet. Da es Konsumenten
vorrangig um die Beleuchtung geht, ungeachtet der Brenndauer, wird angenommen, dass
die Zahlungsbereitschaft für zwölf Leuchtmittel, die je einen Monat brennen können, gleich
hoch ist wie für ein einziges Leuchtmittel, welches ein Jahr beleuchten kann15. Nach dieser
Definition sind innerhalb des Experiments LED-Leuchten die Güter mit der höchsten
Qualität, Glühbirnen hingegen weisen die niedrigste Qualität auf.

Eine Stücksteuer auf Leuchtmittel würde nun nicht die Brenndauer beeinflussen. Bei
Leuchtmitteln, die nur einen Monat brennen, müsste diese jedoch zwölfmal pro Jahr
gezahlt werden, bei einem Leuchtmittel, welches ein Jahr brennt, nur einmal. Der
Relativpreis der beiden Leuchtmittel würde sich somit stark verändern und nach den
Argumentationen von Alchian und Allen, Umbeck und Barzel würde die höhere Qualität,
hier die nicht besteuerte Charakteristik der Brenndauer, an Relevanz gewinnen. Eine
Wertsteuer, auch „ad valorem Steuer“, anstelle der Stücksteuer würde nicht zum
gewünschten Anstieg der Qualität führen16.

Vor diesen Hintergründen argumentiert Blum (2018), dass durch eine Stücksteuer auf
jedes Leuchtmittel Mengeneffekte entstehen, die eine Reduktion des Konsums qualitativ
minderwertiger Leuchtmittel bewirkt. Gleichzeitig werden Substitutionseffekte zwischen
den Leuchtmitteln verschiedener Qualität ausgelöst, die den Wohlfahrtsverlust mindern.17

Auf Basis dieser Theorien haben wir uns daher dafür entschieden, im Steuertreatment des
Experiments eine Stücksteuer auf alle verfügbaren Leuchtmittel einzuführen um zu
kontrollieren, inwiefern diese Steuer Auswirkungen auf der Kaufentscheidungen der
Teilnehmer im Vergleich zum Kontrolltreatment aufweist. Die Steuer ist hierbei ähnlich
wie eine Pigou-Steuer zu verstehen, deren primäres Ziel nicht wie bei einer Ramsey-Steuer
Einkommenserschaffung ist, sondern die Reduktion von Aktivitäten, die negative


 15 Vgl. Barzel (1976), S. 1186ff.
 16 Vgl. z.B. James und Alston (2002), S. 439.
 17 Vgl. Blum (2018), S. 35

                                               7
Externalitäten, hier Umweltverschmutzung, mit sich bringen18. Die Ausarbeitung des
Steuertreatments wird in Kapitel 3.2 weiter ausgeführt.



2.3 Subventionierung umweltfreundlicher Güter

Barzel beschreibt eine Subvention als das „Spiegelbild“ einer Steuer. Der Effekt einer
Subvention ist die Erhöhung der konsumierten Menge der subventionierten Leistung im
Markt,  während    eine   Steuer    eine  Mengenreduktion  bewirkt 19.  Ziel  des
Subventionstreatments war daher die Erhöhung des Marktanteils der LED-Leuchten durch
einen geringeren Preis des Leuchtmittels. Ein Vorteil von Subventionen gegenüber Steuern
ist, dass sie allgemein besser akzeptiert werden und daher von Politikern einfacher
eingesetzt werden können ohne zu große Einbußen in ihrer Beliebtheit zu riskieren20.

Die vergleichsweise hohen Anschaffungskosten energieeffizienter Leuchtmittel im
Vergleich zu ineffizienteren Leuchtmitteln bei gleichzeitiger Unsicherheit über die
tatsächliche Brenndauer stellt für einige Konsumenten eine Hemmschwelle dar21. Eine
Minderung des Anschaffungspreises durch staatliche Subventionen könnte hierbei Abhilfe
schaffen, indem durch den günstigeren Relativpreis mehr umweltfreundliche Leuchtmittel
konsumiert werden könnten22.

Dröge und Schröder diskutieren hierzu basierend auf ihrem Modell, in welchem sie Steuern
und Subventionen für „green goods“ in Bezug auf ihre Wohlfahrtswirkung vergleichen,
unter welchen Bedingungen Subventionen sinnvoll sind. Sie unterscheiden dabei zwischen
Stücksteuer und ad valorem Steuer sowie zwischen Subvention je Einheit und ad valorem
Subvention. Dabei kommen sie zu dem Schluss, dass Subventionen für umweltfreundliche
Güter einer Besteuerung dann vorgezogen werden sollen, wenn die Konsumenten starke
Präferenzen für „schmutzige Güter“ haben und diese nicht gebannt werden sollen. Eine
Subvention je Einheit sollte zudem einer ad valorem Subvention vorgezogen werden, wenn




 18 Vgl. Kallbekken et al. (2011), S. 54.
 19 Vgl. Barzel (1976), S. 1190.
 20 Vgl. Cherry et al. (2012), S. 90ff.
 21 Vgl. Martinot und Borg (1998), S. 1079f.
 22 Vgl. Green (2006), S. 407f.

                                                8
der Marktanteil der umweltunfreundlicheren Güter hoch ist und Konsumenten eine breite
Auswahl an Produkten bevorzugen23.

Der Marktanteil von LED-Leuchten lag vor dem Glühbirnenbann noch bei etwa 1,4%, erst
seit 2012 wächst der Marktanteil an energieeffizienten Leuchtmitteln spürbar24. Für das
Experiment haben wir uns daher für eine Subvention je Einheit entschieden. Für die
Teilnehmer dieses Treatments war der Preis der LED-Leuchte günstiger als im
Kontrolltreatment während die Preise der ineffizienteren Leuchtmittel sich nicht
unterschieden, somit war auch der Relativpreis hier geringer.



2.4 Mischform aus Steuern und Subventionen

Neben den klassischen Systemen der Besteuerung und der Subventionierung wurde für das
Experiment ein weiteres Instrument gebildet, welches sich als Kombination aus Steuern
und Subventionen ergibt.

Der Grundgedanke dahinter war, dass die öffentliche Akzeptanz für Steuern gering ist. Es
existiert eine Vielzahl an Literatur, die dies zum Thema hat. Es gibt zahlreiche Beispiele, bei
denen die Einführung einer Pigou-Steuer am Widerstand von Unternehmen und Bürgern
gescheitert ist25. Ein wichtiger Punkt bei der Akzeptanz für Abgaben stellt dabei die
Verwendung der Steuereinkünfte dar26. Es gibt verschiedene Studien, nach denen die
Akzeptanz für derartige Steuern höher ist, wenn die Einnahmen daraus innerhalb
desselben Sektors eingesetzt werden als wenn sie für andere öffentliche Zwecke verwendet
werden27. Im Falle des Leuchtmittelmarktes sollen im Rahmen des Experiments daher die
Steuereinnahmen innerhalb des Marktes reinvestiert werden und in Form einer
Subvention auf den Preis von LED-Leuchten verwendet werden.

Subventionen werden wie im vorigen Abschnitt beschrieben allgemein zwar besser
akzeptiert als Steuern, bei ihnen stellt sich aber die Frage der Finanzierung. Für das
Experiment haben wir daher eine Mischform aus Steuern und Subventionen entwickelt, bei


 23 Vgl. Dröge und Schröder (2005), S. 194ff.
 24 Vgl. Umweltbundesamt (2016). Der Marktanteil von LEDs betrug demnach im Jahr
   2014 über 38%.
 25 Vgl. z.B. Kallbekken und Sælen (2011), S. 2966ff. oder Thalmann (2004) S. 179ff.
 26 Vgl. z.B. Steg et al. (2006), S. 97ff.
 27 Vgl. z.B. Lyons et al. (2004), S. 2ff.

                                               9
der die Subventionierung der LED durch eine Besteuerung der ineffizienteren Leuchtmittel
finanziert wird. Innerhalb dieses Systems wirtschaftet der Staat im Hintergrund
budgetneutral, indem die Höhe der Subvention dynamisch an den Steuereinnahmen
anpasst wird. Die genaue Ausarbeitung des Treatments wird in Kapitel 3.4 erläutert.

Mit den in diesem Kapitel genannten theoretischen Grundlagen wurde die Entwicklung des
Experiments durchgeführt. Im folgenden Kapitel wird der genaue Aufbau und Ablauf des
Experiments und der vier Treatments dargestellt.



3. Aufbau des Experiments

Wie in Kapitel 2 angesprochen war das Ziel des Experiments herauszufinden, wie der Staat
mithilfe fiskalpolitischer Instrumente dazu beitragen kann, dass sich der Marktanteil
nachhaltiger Leuchtmittel langfristig erhöht, ohne dabei klassische Leuchtmittel bannen zu
müssen. Zu diesem Zweck werden die Teilnehmer des Experiments in vier Treatments
eingeteilt. Neben dem Kontrolltreatment, welches den gegenwärtigen Stand repräsentiert
in welchem der Staat nicht in den Markt eingreift, werden je ein Treatment mit Steuern und
Subventionen gespielt sowie eine selbsttragende Mischform aus beiden Instrumenten. Die
Treatments werden im weiteren Verlauf dieses Kapitels genauer erläutert. Den
Teilnehmern wird dabei nicht mitgeteilt, dass es verschiedene Treatments gibt und somit
auch nicht, in welchem sie sich befinden.

Um  sicherzustellen,  dass  nur    die  im  vorigen  Kapitel  angesprochenen
Relativpreisänderungen Auswirkungen auf die Kaufentscheidungen der Teilnehmer hat
und keine weiteren Motive wie Umweltpräferenzen die Wahl beeinflussen, wird ihnen
nicht mitgeteilt, dass sich das Experiment um Leuchtmittel dreht. Stattdessen werden den
Teilnehmern drei Güter vorgestellt: Gut A, welches im Hintergrund wie eine klassische
Glühbirne behandelt wird, Gut B, welches eine Halogene darstellt, und Gut C, hinter
welchem sich eine LED verbirgt. Die Güter unterscheiden sich im Preis und der
Wahrscheinlichkeit,  eine  weitere  Runde   des  Experiments zu überdauern.   Die
Wahrscheinlichkeiten sind in allen Treatments identisch. Sie liegt für Gut A bei 5%, für Gut
B bei 60% und für Gut C bei 99%. Diese Wahrscheinlichkeiten wurden aus der
durchschnittlichen Brenndauer errechnet unter den Annahme, dass eine Runde des
Experiments etwa 1000 Brennstunden darstellt und die durchschnittliche Brenndauer
                                             10
einer Glühbirne 1000 Stunden beträgt, die einer Halogenlampe etwa 4000 Stunden und die
durchschnittliche Lebensdauer einer LED etwa 40000 Stunden 28. Die Preise wurden auf
Basis der durchschnittlichen aktuellen Marktpreise festgelegt und innerhalb der
Treatments entsprechend verändert. Die genauen Preise werden im weiteren Verlauf der
Arbeit gezeigt und erklärt.

Den Partizipanten wird mitgeteilt, dass sie ein Spiel über eine unbestimmte Anzahl Runden
spielen müssen um zu verhindern, dass in späten Runden die Kaufentscheidungen
aufgrund des kurzen verbleibenden Zeithorizontes verzerrt werden. Tatsächlich wird das
Experiment immer über zehn Runden gespielt. In jeder dieser Runden muss jeder
Teilnehmer genau eines der verfügbaren Güter im Besitz haben. Sie können dabei nur
Güter auswählen, die innerhalb ihres Budgets verfügbar sind. Wenn sich Teilnehmer nicht
innerhalb einer vorgegebenen Zeit für eines der verfügbaren Güter entscheiden, wird ihnen
ein Zwangsgut zugewiesen, welches keine wählbare Option darstellte. Dieses überdauert
mit Sicherheit keine Runde und ist teurer als das günstigste Leuchtmittel, Gut A. Da als Ziel
die Maximierung des eigenen Budgets angegeben wird haben die Teilnehmer somit keinen
Anreiz, die Zeit ablaufen zu lassen um sich das Zwangsgut zuweisen zu lassen29.

Um zu überprüfen, ob die Einführung verständlich war, werden den Teilnehmern
daraufhin  drei  Kontrollfragen   gestellt,  die  sich  auf  das  Zwangsgut,  die
Wahrscheinlichkeiten der Güter und das Rundeneinkommen beziehen. Erst wenn alle
Fragen richtig beantwortet sind beginnt das eigentliche Experiment30.

Das Experiment gliedert sich von hier an in zwei Stufen. In der ersten Stufe erspielen sich
die Partizipanten durch das Lösen von Mathe-Aufgaben unter Zeitdruck ein Startbudget.
Dieses ergibt sich aus der Anzahl der richtigen Antworten multipliziert mit dem Faktor
0,15. Der Faktor ergab sich aus dem Gedanken, dass nicht jeder Teilnehmer sich sofort
jedes Leuchtmittel kaufen können sollte, um der in Kapitel 2 angesprochenen Annahme des
„Mental   Accounting“    vor   dem   Hintergrund     verschiedener    existierender
Einkommensklassen gerecht zu werden. 0,15 wurde gewählt, da hierbei genau zwei Drittel
der Aufgaben, 28 von 42, richtig gelöst werden müssen, um sich von Anfang an Gut C



 28 Vgl. z.B. Lightmag (2013). Hier wird zudem davon ausgegangen, dass 1000
   Brennstunden pro Lampe ca. einem Jahr entsprechen.
 29 Anhang 1 zeigt den Einführungsbildschirm, den die Teilnehmer zu Sehen bekommen.
 30 Die Kontrollfragen sind in Anhang 2 zu finden.

                                                 11
leisten zu können31. Mit diesem Faktor und einer Zeitrestriktion von zwei Minuten konnte
in Pretests eine näherungsweise normalverteilte Einkommensstruktur geschaffen
werden32.

Den Teilnehmern wird das Startbudget mitgeteilt, nicht jedoch, wie es sich errechnet.
Ihnen wird der in Abbildung 1 stehende Bildschirm angezeigt. Die Anzahl der richtig
gelösten Aufgaben wird somit als Produktivität verstanden. Da die Fähigkeit des
Kopfrechnens unter Zeitdruck sich von Inpiduum zu Inpiduum unterscheidet kann
durch diese Art der Budgetbeschaffung ein breites Spektrum verschiedener Startbudgets
und Rundeneinkommen geschaffen werden, was die in der Realität vorkommenden
Einkommensunterschiede abbilden soll.




Abbildung 1: Anzeige der richtigen Antworten, Beispiel aus dem Kontrolltreatment

In der zweiten Stufe wird mit dem jeweiligen Budget gehaushaltet. Die Teilnehmer müssen
mit ihrem Startbudget ein erstes Gut kaufen. Ein Zufallsgenerator entscheidet in jeder
Runde, ob das jeweilig besessene Gut eine weitere Runde überdauert. Im Falle eines
Defekts bekommt der Teilnehmer eine Meldung und muss sich ein neues Gut kaufen,
welches er sich im Rahmen seines Budgets leisten kann. Die Anzeige, die in den Kaufrunden
zu sehen ist, wird in Abbildung 2 dargestellt. Ist das Budget zu niedrig für eines der Güter,
wird dem Teilnehmer angezeigt, dass er sich dieses in dieser Runde nicht leisten kann.




 31  Etwa 5% der Teilnehmern gelang dies
 32  Eine Grafik der Einkommenserteilung findet sich in Anhang 3
                                             12
Abbildung 2: Anzeige der Kaufmöglichkeiten

Die Teilnehmer erhalten ein Rundeneinkommen, welches sich aus dem Startbudget
multipliziert mit dem Faktor 0,15 errechnet. Dieses wird zu einem Grundeinkommen
addiert, welches jeder Teilnehmer zusätzlich in jeder Runde erhält. Es entspricht dabei in
jedem Treatment den Kosten des Zwangsgutes. Somit wird abgesichert, dass jeder
Teilnehmer zu jedem Zeitpunkt in der Lage ist, sich eines der Güter zu kaufen. Zusätzlich
wird ihnen mitgeteilt, dass staatliche Transfers das Einkommen ebenfalls beeinflussen
können. Den Teilnehmern wird in jeder Runde angezeigt, wie viel Budget sie zur Verfügung
haben und wie es sich errechnet. Abbildung 3 zeigt ein Beispiel hierfür.




Abbildung 3: Anzeige der Budgetberechnung

Die Teilnehmer spielen in jedem Treatment über zehn Runden. Da vor Beginn der ersten
Runde, direkt nach der Ermittlung des Startbudgets, das erste Gut gekauft werden muss,
stehen die Teilnehmer vor insgesamt bis zu elf Kaufentscheidungen, abhängig davon wie
oft ihr gekauftes Gut ersetzt werden muss. Nach der letzten Runde beantworten die
Teilnehmer abschließend einen Fragebogen33 und bekommen ihr insgesamt erspieltes
Endbudget angezeigt. Abbildung 4 zeigt dies beispielhaft.



 33  Der Fragebogen findet sich in Anhang 4.
                                            13
Abbildung 4: Anzeige des final erspielten Budgets

An dieser Stelle ist das Experiment für die Teilnehmer beendet und die Ergebnisse werden
generiert.

Im Folgenden werden die vier Treatments, deren Annahmen und Hintergründe in Kapitel 2
beleuchtet wurden, vorgestellt und charakterisiert.




3.1 Kontrolltreatment

Das Kontrolltreatment gibt den Status Quo wieder. Der Staat greift hierbei nicht in den
Leuchtmittelmarkt ein, also werden weder Steuern noch Subventionen implementiert. Das
Rundeneinkommen der Teilnehmer wird daher in diesem Treatment nicht durch Transfers
beeinflusst.

Die Preise für die Güter, die die Leuchtmittel darstellen, wurde als durchschnittlicher Wert
der aktuellen Marktpreise berechnet. Betrachtet wurden jeweils verschiedene Leuchtmittel
mit E27-Sockel von verschiedenen Anbietern wie beispielsweise Osram oder Philips.

Eine 60 Watt Glühbirne, Gut A, kostete im Schnitt 98 Cent. Auf Basis dieses Preises wurde
der Preis für das Zwangsgut im Kontrolltreatment auf einen Euro festgelegt, damit Gut A
diesem gegenüber immer superior ist.

Für die Preise der Halogene und der LED wurden Leuchtmittel betrachtet, die als Ersatz für
eine 60 Watt Glühbirne verkauft werden. Dadurch sollte eine Vergleichbarkeit der
Produkte für den Verbraucher realistisch im Rahmen des Experiments dargestellt werden.

Der Preis für eine derartige Halogen Lampe lag durchschnittlich bei 1,69 Euro. Dieser Wert
wurde für Gut B angesetzt. Eine passende LED kostete im Mittel 4,10 Euro, somit wurde
dies als Preis für Gut C in der Kontrolltreatment festgelegt.




                                             14
Der Relativpreis von Gut B im Vergleich zu Gut A ist daher       , der Relativpreis von

Gut C in Relation zu Gut A beträgt      und der Relativpreis von Gut C verglichen mit

Gut B ist       .


Diese Relativpreise stellten für die der anderen Treatments den Maßstab dar und werden
in den folgenden Abschnitten als Vergleich herangezogen.



3.2 Steuertreatment

Wie in Kapitel 2.2 ausgeführt sollte in diesem Treatment der Effekt einer
mengensteuerbedingten Änderung der Relativpreise für Leuchtmittel getestet werden.

Zu diesem Zweck wurden die Preise drei Güter um jeweils einen Euro erhöht. Dies führt
dazu, dass Gut A etwas mehr als doppelt so teuer wird wie das gleicht Gut in der
Kontrollgruppe, Gut B etwa um 60% teurer wird und bei Gut C der Aufschlag knapp unter

25% ist. Die Relativpreise sind somit        statt   ,      statt    und

      statt     im Kontrolltreatment. Der Relativpreis der LED-Leuchte ist im

Vergleich mit beiden Alternativgütern deutlich geringer, wodurch nach dem Alchian-Allen-
Theorem in diesem Treatment ein Anstieg im Konsum von Gut C erwartet werden kann
obwohl die Teilnehmer die Preise des Kontrolltreatments nicht kennen.

Die Steuereinnahmen, die der Staat im Rahmen des Experiments erwirtschaftet hat,
werden am Ende jeder Runde aufsummiert und gleichmäßig auf die Teilnehmer des
Treatments verteilt. Damit soll der Nutzenzuwachs der Bürger dargestellt werden, den die
zusätzlichen Mittel des Staats beispielsweise durch die Bereitstellung öffentlicher Güter mit
sich bringt. Teilnehmer, die sich seltener ein Gut kaufen müssen, profitieren dabei von
Teilnehmern, die sich häufig ein Gut kaufen müssen und somit öfter die Steuer zahlen, die
dann auf alle Spieler aufgeteilt wird. Den Teilnehmern wird nicht mitgeteilt, wie sich dieser
Transfer errechnet.

Auf diese Weise gehen die Steuern innerhalb des Experiments nicht verloren, sondern
werden innerhalb des Treatments umgeleitet. Die Steuer hat somit nicht den Zweck, das
Staatseinkommen zu erhöhen, sondern dient dem Zweck, den Marktanteil der

                                             15
ineffizienteren    Leuchtmittel    durch  die   Relativpreisänderungen  zu  verringern.



3.3 Subventionstreatment

Ausgehend von der Theorie aus Kapitel 2 wurde in diesem Treatment eine Subvention von
einem Euro auf jede LED-Leuchte gewährt. Dies geht auf eine Studie Allcott und Taubinsky
zurück, welche die optimale Subventionshöhe einer Kompaktleuchtstofflampe mit 1,12$
beziffern34. Vereinfachend wurde dies umgerechnet auf einen Euro gerundet und auf die
LED-Leuchten angewandt. Der neue Preis für Gut C war somit 3,10 Euro. Der Relativpreis
von Gut A und Gut B blieb damit wie im Kontrolltreatment bei          , der Relativpreis von
Gut C in Relation zu Gut A betrug            und der Relativpreis von Gut C im Vergleich

mit Gut B war          . Damit sind auch im Subventionstreatment die Relativpreise für

LED-Leuchten deutlich geringer als im Kontrolltreatment und eine Anpassung der
Kaufentscheidung kann erwartet werden.

Finanziert wird diese Subvention durch eine Kopfsteuer in Höhe von einem Euro pro
Runde, welche von jedem Teilnehmer des Treatments bezahlt werden muss. Hierbei
anfallende    Steuerüberschüsse     werden  vor   dem  gleichen  Hintergrund  wie  im
Steuertreatment gleichmäßig verteilt an die Teilnehmer ausgeschüttet. Die Überschüsse
errechnen sich dabei als Differenz der gesamten Steuereinnahmen pro Runde und der
Anzahl der verkauften LED-Leuchten. Wird in einer Runde von keinem Teilnehmer Gut C
gekauft, erhält somit jeder einen Euro zurück und der gesamte Transfer in dieser Runde
wird zu Null. Innerhalb des Treatments wird also jeder Kauf von Gut C von allen
Teilnehmern mitfinanziert. Da den Teilnehmern die Zusammensetzung des Transfers nicht
offengelegt wird, ist kein Einfluss auf die Kaufentscheidung zu erwarten.

Auch in diesem Treatment wird somit kein Geld von außen in das Experiment eingespeist
und kein Geld aus dem Experiment abgeleitet. Der im Hintergrund agierende Staat
erwirtschaftet weder Überschüsse, noch hat er Kosten zu tragen.




 34  Vgl. Allcott und Taubinsky (2013), S. 22.
                                                 16
3.4 Steuer-Subventions-Treatment

Das vierte Treatment stellt die Mischform einer Steuer und einer Subventionspolitik dar.
Hierbei sollen im Leuchtmittelmarkt erwirtschaftete Steuereinnahmen dazu eingesetzt
werden, im gleichen Sektor eine Subventionierung der nachhaltigen LED-Leuchten zu
tragen.

Dazu wurden die Preise der Güter A und B jeweils um 50 Cent erhöht. In der ersten Runde
des Treatments wird Gut C um 50 Cent billiger. Die Relativpreise in der ersten Runde
lauten daher       für Gut B im Vergleich zu Gut A,         für Gut C in Relation zu

Gut A sowie        für Gut C in Relation zu Gut B. Tabelle 1 zeigt den direkten

Vergleich der Relativpreise für alle vier Treatments.

 Relativpreise           Gut B / Gut A     Gut C / Gut A     Gut C / Gut B
 Kontrolltreatment           1,72          4,18          2,43
 Steuertreatment            1,36          2,56          1,9
 Subventionstreatment         1,72          3,16          1,83
 Steuer-Subventions-Treatment     1,48          2,43          1,64
Tabelle 1: Relativpreise der Güter in den verschiedenen Treatments

In den folgenden Runden wird die Subvention für Gut C dynamisch an die
Steuereinnahmen angepasst. Hierzu werden diese aufsummiert und durch die Anzahl
Teilnehmer, die in der jeweiligen Runde kein Gut in ihrem Besitz haben, geteilt. Der Preis
für Gut C wird für diese Runde dann um den resultierenden Quotienten verringert. Ein
potentieller Überschuss aus der jeweiligen Vorrunde, der dabei zurückbleiben kann, wenn
nicht jeder Teilnehmer Gut C kauft, wird wie in den beiden zuletzt beschriebenen
Treatments als staatlicher Transfer gleichmäßig auf alle Teilnehmer verteilt.

Der Relativpreis des Gutes C im Vergleich zu den beiden anderen Gütern ist somit
Schwankungen   unterworfen,  liegt  aber  zu   keinem  Zeitpunkt   über  dem    des
Kontrolltreatments. Den Partizipanten wird nicht mitgeteilt, warum sich der Preis des
Gutes C ändert und wie sich der staatliche Transfer errechnet.

Der Staat agiert budgetneutral und finanziert im Hintergrund die Subventionen für LED-
Leuchten aus den Steuereinnahmen der ineffizienteren Leuchtmittel. Keine weiteren
Gelder werden dem Experiment zugeführt und keine Gelder werden entnommen.


                                                 17
4. Fazit und Ausblick

Die vorliegende Arbeit liefert die Grundlagen und die Ausarbeitung eines Experiments zur
Testung der Effektivität fiskalpolitischer Instrumente in Bezug auf die Verkaufszahlen
nachhaltiger Leuchtmittel.

Kapitel 2 lieferte die theoretischen Grundlagen und Annahmen für das Experiment und die
einzelnen Treatments, um ein Verständnis für dessen Aufbau zu liefern. Dieser wurde in
Kapitel 3 vorgestellt und erläutert, indem der genaue Ablauf des Experiments sowohl für
die Teilnehmer als auch die im Hintergrund ablaufenden Mechanismen gezeigt wurde.

Das Experiment soll mit insgesamt ca. 380 Teilnehmern in Gruppen von je 20 Personen
durchgeführt werden, wobei die Treatments unterschiedlich oft gespielt werden sollen. Die
Kontrollgruppe wird dabei am Häufigsten gespielt, da diese den Vergleichsmaßstab für die
anderen Treatments darstellt.

Die Ergebnisse der Experimentalsitzungen werden analysiert, aufbereitet und interpretiert
veröffentlicht und Implikationen sowie Handlungsempfehlungen daraus abgeleitet. Mit der
Publikation ist gegen Herbst 2018 zu rechnen.




                                           18
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                                               20
6. Anhang
Anhang 1: Einführungsbildschirm des Experiments




Anhang 2: Kontrollfragen und Anzeige bei Falschantwort




                             21
Anhang 3: Verteilung der richtigen Antworten bei den Mathematikaufgaben




 1  3  5  7  9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41



Anhang 4: Fragebogen nach Abschluss des Experiments




                                     22